Von Waitomo bis Owhango (890 - 1094 km)

Nach dem Abschnitt in Waitomo führt der Te Araroa zunächst von den berühmten Höhlen aus über Farmgelände in Richtung der Kleinstadt Te Kūiti, wo man die Möglichkeit hat, sich mit Vorräten einzudecken. Von Te Kūiti aus beginnt der Weg, der oft entlang von Straßen oder über Weideland führt, in die Region der Pureora Forest Park. Dieser Teil des Weges erfordert eine längere Straßenwanderung, bevor man in das Waldgebiet gelangt.

Der Weg durch den Pureora Forest Park ist ein anspruchsvoller und schöner Abschnitt, der durch dichten einheimischen Wald verläuft und oft sehr schlammig sein kann. Er führt über Waldwege und Pfade, vorbei an einigen Hütten wie der Bog Inn Hut. Alternativ entscheiden sich manche Wanderer in diesem Bereich für den parallel verlaufenden, gut ausgebauten Timber Trail, einen Rad- und Wanderweg, der das Wandern vereinfacht und auch beeindruckende Hängebrücken bietet, bevor er zurück zum Te Araroa bei Taumarunui führt.

Der offizielle Te Araroa schlängelt sich durch den Pureora Forest und endet schließlich mit einer längeren Straßenwanderung entlang von Nebenstraßen, die den Wanderer direkt in die Stadt Taumarunui führt, einem wichtigen Versorgungs- und Erholungsort, der auch als Ausgangspunkt für die Kanu- oder Kajakfahrt auf dem Whanganui River dient.
Die Etappe des Te Araroa von Taumarunui nach Ōwhango ist ein Übergangsabschnitt, der die landwirtschaftlich geprägten Gebiete hinter dem Timber Trail mit dem Beginn der alpineren Regionen rund um den Tongariro National Park verbindet. Die Hikumutu Road ist die erste mehrerer kleiner Nebenstrassen, die einen langen, aber landschaftlich reizvollen Marsch durch das ländliche Umland darstellen. Nach 27 km erreicht man Ōwhango, eine kleine, ehemalige Holzfällerstadt, die heute oft als Tor zur berüchtigten 42 Traverse dient – dem nächsten, anspruchsvollen Abschnitt des Te Araroa vor dem Tongariro-Nationalpark. 

29.11.2025 - Ein traumhafter Tag am Mangaokewa

Der Morgen begann herrlich entspannt. Da wir heute keine große Distanz vor uns hatten, starteten wir erst um acht Uhr. Ich hatte genügend Zeit, in Ruhe zu packen, meine Sachen noch einmal zu sortieren, zu frühstücken und mich mit den anderen Wanderern auszutauschen. Obwohl eine wirklich große Gruppe beim Trail Host übernachtet hatte, war die Nacht erstaunlich ruhig gewesen. Ich atmete auf, als ich endlich auf dem Weg war, der sich sogleich als wunderschön erwies.

Der Pfad führte mich eine ganze Weile am Mangaokewa entlang. Mal rauschte er laut, mal floss er ganz gemächlich dahin. Ich bewegte mich auf einem schmalen Pfad durch den Wald und hatte dabei fast ununterbrochen Ausblick auf das Wasser. Ich fragte mich, wann wohl die Stelle kommen würde, die laut Edward sehr steil werden sollte – er hatte etwas von 75% Steigung gemunkelt. Nun, seinen Übertreibungen konnte man ja wenig Glauben schenken.

Steffie war leider im Camp zurückgeblieben. Sie hatte Probleme mit ihrer Achillessehne und wird erst morgen weitergehen. Übermorgen wird sie zum Camp vor dem Timber Trail fahren, damit sie es rechtzeitig schafft, um gemeinsam mit uns zu radeln.

Bald führte mich der Weg vom Fluss weg, den Berg hinauf und gleich wieder hinunter. Es war wirklich angenehm zu laufen und machte heute richtig viel Spaß. Bald darauf näherte ich mich dem Fluss wieder und hielt Ausschau nach einem geeigneten Ort für die Mittagspause. Und da war er auch schon! Tino und Regina saßen im Schatten unter einem Baum mit Blick auf den Fluss. Das war auch mein Pausenplatz. Es war wunderschön dort. Tino ließ sogar noch die Drohne fliegen – ein herrlicher Anblick, wie der Mangaokewa hier durch die schöne Landschaft floss.

Wiese, steile Hänge, Matsch

Nach der Pause ging es über eine Wiese weiter und der Fluss begleitete mich. Plötzlich wurde es ziemlich steil und es ging auf einem sehr schmalen Pfad weiter. Mir war nicht ganz wohl, da die Böschung direkt steil abfiel; ich bin leider nicht besonders schwindelfrei. Hat aber geklappt, kam heil nach unten.

Ich musste heute so oft durch tiefen Matsch laufen. An manchen Stellen stand ich knöcheltief drin. Zum Glück war der Fluss direkt in der Nähe, um alles sofort wieder sauber zu machen. Meine Socken werden wohl aber bestimmt nie wieder richtig sauber werden.

Es war bis dahin schon ein traumhafter Tag. Nun kam der Abschnitt, den Edward erwähnt hatte. Die Steigung hatte es in sich! Es war richtig steil, aber die Wiese hinauf war machbar. Oben angekommen, ließ Tino noch einmal die Drohne aufsteigen. Ich bin gespannt auf die Aufnahmen. Auch Fred und Isabel kamen oben an. Isabel hatte einen Tierschädel am Wegrand gefunden und ihn an das Te Araroa Zeichen gehängt.

Über die grünen Hügel ging es weiter zur Campsite. Das letzte Stück zog sich in die Länge und ich war froh, als wir endlich da waren. Obwohl die Strecke nur etwa 20 km betrug, waren wir lange unterwegs gewesen – 8,5 Stunden brauchten wir.

Die Campsite ist super. Eine riesige Wiese zum Zelten, einen Shelter zum Kochen und sitzen und eine Toilette. Ich habe das Zelt getrocknet, meine Schuhe im Fluss gewaschen, gekocht und aufgeräumt. Jetzt lieg ich müde und glücklich im Schlafsack. Heute Nacht werde ich bestimmt die Sterne sehen.

30. November 2025 - ein kalter Morgen und nasse Füße

In der letzten Nacht musste ich tatsächlich zweimal aufstehen. Beim ersten Mal war der Himmel noch stark bewölkt, sodass ich keine Sterne sehen konnte. Das zweite Mal jedoch war unglaublich. Dankbar für die nächtliche Unterbrechung stand ich staunend da und blickt hinauf zu dem atemberaubenden Sternenhimmel.

Der heutige Morgen begrüßte mich mit einer Kälte, die ich bisher auf dem Trail noch nicht erlebt hatte. Es fiel mir unheimlich schwer, mich aus dem warmen Schlafsack zu kämpfen. Als ich dann endlich das Zelt abbaute, waren meine Finger so nass und kalt, dass ich meine Ausrüstung kaum in den Rucksack stopfen konnte. Meine Schuhe und Socken waren noch feucht vom Vortag, und so dauerte es eine ganze Weile, bis meine Füße endlich auf Betriebstemperatur kamen.

Um mich herum stieg der Dunst auf. Die hügelige Landschaft sah wunderschön aus, aber der Preis dafür war ein klatschnasses Zelt – der große Nachteil dieser mystischen Feuchtigkeit.

Zu Anfang der Wanderung ging es leicht bergauf. Allmählich wurde mir warm und auch meine Füße tauten auf. Die Schuhe und Socken waren zwar immer noch feucht, aber das Gefühl besserte sich. Ich lief auf einer Schotterpiste, die so angenehm war, dass ich das Gefühl hatte, ewig weiterlaufen zu können. Die Aussichten zu beiden Seiten waren wirklich herrlich.

Nach einer Weile verließ ich die Schotterpiste und lief auf einer normalen Straße weiter. Es überraschte mich, als plötzlich ein Schild mit der Aufschrift „Schulbus Route“ auftauchte. Mir kam es hier wie mitten im Nirgendwo vor. Und doch, nach etwa drei Stunden Gehzeit, erblickte ich das erste Haus – nach drei Stunden! Oben auf einem Hügel entdeckte ich einen Drachen. Die Baumreihe sah von Weitem wie ein Drache aussah, der sich zum Schlafen niedergelegt hatte.

Ich dachte schon länger, dass ich dringend eine Pause brauchte und mein Zelt zum Trocknen aufhängen musste. Ich hielt Ausschau nach einem passenden Tor, um es dort auszubreiten. Immer wieder kam ich an Toren vorbei und dachte mir: „Ach, lieber noch ein Stück weiter.“ Schließlich beschloss ich: Das nächste Tor, das kommt, nehme ich!

Die Pause war perfekt und absolut notwendig. Meine Beine waren schon etwas müde, aber das Beste war, dass mein Zelt nun endlich trocken war (und damit merklich leichter).

Gerade getrocknet....kommt der Regen wieder

Der Weg führte mich weiter entlang der Straße. Ab und zu tauchte ein Haus auf und ständig wurde ich von Schafen und Kühen auf den umliegenden Weiden beäugt. An einer T-Kreuzung bog ich auf eine neue Straße ab. Von hier aus waren es „nur“ noch 11,6 Kilometer bis zur Campsite. Es begann leise zu tröpfeln und ich hoffte inständig, dass es nicht stärker werden würde.

Meine Hoffnung zerschlug sich. Der Regen wurde stärker und hörte nicht mehr auf. Endlich erreichte ich die Campsite, doch zu meinem Leidwesen gab es hier nicht einmal etwas zum Unterstellen. Ich zog meine Regenjacke an und deckte meinen Rucksack notdürftig mit meinem Poncho ab. Zum ersten Mal baute ich mein Zelt im strömenden Regen auf. Es klappte erstaunlich gut, auch wenn der Boden innen leider nass wurde. Ich trocknete alles so gut ich konnte und war froh über den großen Sack, den ich in Hamilton für meinen Rucksack gekauft hatte. Ich legte ihn auf den nassen Zeltboden neben meine Isomatte, sodass wenigstens mein Schlafsack trocken blieb.

Ich hab schon vor einiger Zeit gegessen und ruhe mich nun etwas aus. Rausgehen ist bei diesem Sauwetter absolut unmöglich.

Als es endlich aufhört zu regnen beginnen die anderen Wanderer, ihr Abendessen zuzubereiten, während ich schon fertig bin. Wir unterhalten uns eine Weile und besprechen die Pläne für morgen. Leider hat es nun wieder angefangen zu schütteten und ich habe mich ins Zelt zurückgezogen.

Ausruhen habe ich mir heute richtig verdient, denn ich habe 37 Kilometer in 8,5 Stunden zurückgelegt.

01.12.2025 - der Feenwald auf dem Timbertrail

Die letzte Nacht hat es immer wieder geregnet, aber ab dem frühen Morgen war es trocken. Das war ein Segen, denn für die heutige Radtour auf dem Timbertrail wäre Nässe von oben wirklich ärgerlich gewesen.

Ich hatte mehr als genug Zeit, um meine Sachen zu trocknen und einzupacken, da Paul erst um 9:30 Uhr mit den Fahrrädern am Start des Trails ankommen würde. Die Sonne schaute sogar heraus und ich bekam fast alles trocken, nur meine Socken und Tücher blieben feucht. Meine Kleidung trocknete glücklicherweise, während ich sie trug, aber meine Schuhe und Strümpfe blieben leider nass.

Alles ging dann ganz gemütlich zu. Pünktlich kam Paul und es wurden die Räder und Werkzeuge zugeteilt, Lunchpakete verteilt und alle notwendigen Anweisungen erteilt. Nach einem schnellen Gruppenfoto ging es dann auch schon los.

Wer sagt, Radfahren wäre leichter

Die ersten 11 Kilometer führten ganz schön bergan. Ich dachte zwischendurch immer wieder, dass ich es nicht schaffen würde und musste mehrmals absteigen und schieben. Ich merkte deutlich, dass ich dringend einen Ruhetag brauche, es ist soweit.

Es ging immer wieder bergauf. Es gab die Möglichkeit, auf den Gipfel des Pureora zu steigen, was etwa 80 Minuten in Anspruch genommen hätte. Ich machte die ersten Schritte, stand sofort mit beiden Schuhen im Matsch und kehrte um. Das war heute einfach nicht das Richtige für mich, und ich zog es vor, lieber weiterzufahren.

Der Wald war wirklich ein Traum, ein richtiger Feenwald. Überall war er voller Moos, Farn und Palmen. Der Trail selbst war angenehm zu fahren. Mal führte er durch den Wald, mal außen herum. Später kam die Sonne heraus, was ich besonders schön fand, wenn sie den Waldboden so herrlich bescheint.

Ich war froh, als es endlich bergab ging, zumindest überwiegend. Zwar gab es immer noch kleine Steigungen zwischendurch, aber das war kein Vergleich mehr zum Anfang.

Ich legte mehrere kleine Pausen ein, um meine Füße zu trocknen. Sie sahen von unten leider nicht besonders gut aus, und ich hoffte für die nächsten Tage auf trockene Socken, Schuhe und Füße.

Ein Camp zum bleiben

Mein Tagesziel, das Camp Epic, rückte immer näher. Die drei anderen hatten sich für die DOC Campsite entschieden, aber ich blieb direkt im Epic. Es ist ein richtig tolles Camp mit einem großzügigen Küchen- und Aufenthaltsbereich.

Ich suchte mir einen schönen Zeltplatz aus und stellte mich erst einmal unter die Dusche. Mein T-Shirt duschte direkt mit – das war auch dringend nötig. Mein Fahrradpaket beinhalte hier Abendessen und morgen ein Frühstück. Ich bekam Curry mit Kokos und Reis. Zu meinem Glück hatten ein paar andere zu viel Reis gekocht, sodass ich noch eine extra Portion bekam.

Später saß ich noch ein bisschen mit den anderen oben zusammen. Anna, eine Mitarbeiterin hier, machte auf der Wiese noch ein Feuer an, aber ich wollte nicht nach Rauch riechen und zog mich zurück.

Jetzt liege ich zufrieden in meinem Schlafsack und freue mich auf einen erholsamen Schlaf, den ich dringend nötig habe.

Ach ja, nur so nebenbei: Bei meiner Ankunft heute habe ich übrigens die 1.000 Kilometer auf dem Te Araroa geschafft!

Der Timber Trail, der heute auf der Nordinsel Neuseelands einen bedeutenden Abschnitt des Te Araroa bildet, hat seinen Ursprung in der Geschichte der Holzindustrie und des Naturschutzes.   Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war der Pureora Forest Park, durch den der Trail führt, von dichtem Urwald bedeckt. Mit der voranschreitenden europäischen Besiedlung und dem steigenden Bedarf an Bauholz, insbesondere nach 1946, begann man mit der großflächigen Abholzung der wertvollen Wälder in dieser Region. Um die mächtigen Baumstämme, vor allem Rimu, aus dem unwegsamen Gelände transportieren zu können, errichtete die Holzfällerfirma Ellis and Burnand ein beeindruckendes Netzwerk von Bush-Tramways (Busch-Eisenbahnlinien).

Dieses Netzwerk erforderte komplexe Ingenieursleistungen, darunter den Bau von Brücken über tiefe Schluchten, und Bauten wie der bekannten Ongarue Spiral. Als die Abholzung zunahm, setzten Naturschützer in den späten 1970er Jahren mit ihren erfolgreichen Protesten durch, dass der wertvolle Wald unter Schutz gestellt wurde.

Der heutige Timber Trail wurde im Rahmen des Projekts „Ngā Haerenga – the New Zealand Cycle Trail“ entwickelt und gebaut. Er nutzt die Trassen dieser historischen Holzfäller-Tramways sowie alte Bulldozer- und Transportstraßen als Grundlage. Zur Überwindung der vielen Schluchten wurden 35 Standardbrücken und acht eindrucksvolle Hängebrücken neu errichtet, um den 85 Kilometer langen Weg für Wanderer und Mountainbiker zugänglich zu machen. Schilder am Wegrand erzählen dabei die Geschichte des Waldes und seiner Nutzung.

02. Dezember 2025 – Teil 2 des Timber Trails und Taumarunui

Obwohl ich in der Nacht mehrmals aufstehen musste, habe ich trotzdem gut geschlafen.

Das Frühstück war mehr als reichlich – so viel hatte ich hier noch nie gegessen. Ich habe Toast, Eier, Erdnussbutter, Marmelade und danach noch ein Müsli mit Cornflakes verdrückt. Mein Plan, mit ordentlich Kalorien in den Tag zu starten, ist definitiv aufgegangen. Schnell habe ich noch das Zelt abgebaut und alles gepackt; der Rucksack durfte glücklicherweise noch stehen bleiben.

Dann ging es endlich los! Heute führte die Strecke glücklicherweise mehr bergab als bergauf, sodass die 44 Kilometer nicht ganz so anstrengend waren wie gestern. Ich fuhr wieder durch diesen wunderschönen Busch, hielt hier und da an, um zu fotografieren und war fasziniert von den Bäumen und Pflanzen. Am Morgen war es noch kühl, aber es wurde besser, als die Sonne herauskam.

Der Timber Trail war mit seinen Infotafeln ziemlich interessant und ich fand es gut, dass dieses Waldstück durch den Trail erhalten wird. An einigen Stellen wurde wegen Steinschlag dringend davon abgeraten, anzuhalten und am Rand des Trails lagen ab Kilometer 60 tatsächlich große Felsbrocken.

Genau wie gestern gab es auch heute wieder einige Hängebrücken. Meine längste Brücke überhaupt hatte ich heute: die 141 Meter lange und 53 Meter hohe Mahamatawha Brücke. Erstaunlicherweise machte mir die Überfahrt weniger aus, als ich erwartet hatte. Da der Trail heute teilweise einer alten Bahnstrecke folgte, gab es auch eine Wegspirale: es ging kreisförmig weiter und danach durch einen Tunnel. Zappenduster da drinnen, aber er war nicht lang.

Beeindruckend hohe Felswände, mal mit, mal ohne Moos und Farn, säumten meinen Weg, bis ich schließlich aus dem Wald herauskam. Am frühen Nachmittag hatte ich den Timber Trail dann gut geschafft. Er war heute mit den wenigen Höhenmetern bergauf viel einfacher als gestern.

Am Ziel angekommen, tauschte ich das Rad gegen meinen Rucksack. Bei der Abgabe des Fahrrads entschieden wir uns nach kurzer Überlegung, noch nach Taumarunui zu laufen. Das bedeutete weitere 26 Kilometer. In der kurzen Pause, die wir machten, versuchte ich, mein Zelt so gut es ging zu trocknen. Als es halbwegs trocken war, packte ich alles wieder zusammen und schon ging es weiter.

Ausserhalb des Waldes war es richtig heiß; im Wald hatte ich das gar nicht bemerkt. Zuerst musste ich ein Stück die Straße entlanglaufen und war dann auf einer Schotterpiste zwischen grünen Hügeln unterwegs. Wie immer begleiteten mich Kühe und Schafe, während der Autoverkehr glücklicherweise quasi nicht vorhanden war. Ich lief mit Tino und Regina, da Steffie schon früher aufgebrochen war. Ich hoffte, schneller zu sein, als Google Maps dachte, denn das sagte uns 7–8 Stunden vorher.

Zum Glück schoben sich bald Wolken vor die Sonne, was es sofort angenehmer machte. Solange es nicht regnete, war mir alles recht. Der bewölkte Himmel hielt jedoch nicht lange an, aber es wurde trotzdem etwas kühler, und die Sonneneinstrahlung war geringer. Die Hügel begleiteten mich weiterhin. Ich zupfte mir etwas Wolle vom Zaun, das Wundermittel gegen Blasen – vielen Dank an die Schafe auf der Weide!

Mir fiel ein, dass ich in Deutschland Kontakt zu Christine aus Berlin hatte. Sie ist zwei Wochen vor mir gestartet. Ein Freund will sie um Weihnachten herum besuchen.  Ihr Freund ist kein Outdoor-Mensch und  wir beide hoffen, uns kennen zu lernen, da sie wegen ihres Freundes langsamer laufen wird. Das würde mir sehr gut gefallen.

An einem Ziegenhäuschen machte ich eine kurze Pause. Die Ziege dort wollte offensichtlich mitwandern.   Ich verschickte WhatsApp-Sprachnachrichten und telefonierte. Mein Wasser ging langsam zur Neige und ich wünschte mir im Stillen ein Getränk. Unfassbar: wenig später kam Britt durch ihren Garten gelaufen und schenkte mir eine Limo. Da war sie wieder, die Trail Magic.

Danach folgte der Endspurt bis zum New World Supermarkt. Tino hatte schon eingekauft und ich schaffte es gerade noch, eine Banane, eine Tomate und eine Sprite zu kaufen, bevor der Laden schloss.

Auf dem Parkplatz sprach ich einen Typen mit VW-Bus an, ob er zum Holiday Park fuhr, aber sein Auto war schon voll. Kurz darauf rief er uns jedoch zu sich; die anderen waren ausgestiegen und er fuhr uns freundlicherweise hin. Da wir für heute am Ende des Trails waren, hatte ich damit kein Problem.

Jetzt habe ich mein Zelt aufgebaut, war duschen, habe etwas gegessen und putzte mir gerade die Zähne. Ich werde bald in meinem Zelt liegen, denn für heute reicht es. Was ich vorher noch gar nicht wahrgenommen habe sind die Züge. Alle paar Minuten fährt einer vorbei. Ich werde meine Ohrstöpsel benutzen müssen.

Morgen habe ich an meinem freien Tag viel zu tun und ich hoffe sehr, dass ich gut schlafen kann. Meine Beine sind von der Anstrengung des Tages noch nicht entspannt.

03. Dezember 2025 - ein Zero-Tag zwischen Wäsche, Proviant und neuen Plänen

Der Tag heute begann für mich nach einer unruhigen Nacht. Der Regen hatte mich immer wieder geweckt und wahrscheinlich war ich von der Anstrengung des Vortages einfach übermüdet. Trotzdem hatte ich am Morgen genug Zeit, meine Sachen zu sortieren und in aller Ruhe zu frühstücken. Mein Zelt war glücklicherweise fast trocken, als ich es schließlich einpackte.

Wir machten uns auf den Weg in die Stadt. Unser Ziel war es, in einem Waschsalon einmal alle Klamotten gründlich zu waschen. Da der Campingplatz fünf Kilometer außerhalb des Zentrums lag, versuchten wir, per Anhalter zu fahren. Es war unglaublich einfach: Schon nach kurzer Zeit konnte ein neuseeländischer Fahrer zwei von uns mitnehmen, fuhr extra zurück und holte auch die anderen beiden noch ab. Das war ein perfekter Start in den Tag!

Der Waschsalon war, wie nicht anders zu erwarten, gut gefüllt mit anderen TA Hikern. Es war eine schnelle Sache: einmal waschen, einmal trocknen, fertig.

Mittags trennten sich unsere Wege kurz. Ein neuseeländisches Ehepaar hatte mir am Ende des Timber Trails ein nettes Café empfohlen. Dort genoss ich ein sehr leckeres Mittagessen, während die anderen lieber zu McDonald’s wollten. Jeder, wie er mochte!

Danach ging ich zu McDonald’s und wartete, bis die drei fertig waren. Anschließend machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Supermarkt. Was für ein Chaos! Der ganze Laden war überfüllt mit TA Hikern, die ihre Vorräte für das Tongariro Crossing und die Kanufahrt auf dem Whanganui River einkauften. Mir fiel der Einkauf nicht leicht, da ich Lebensmittel für sieben Tage in den Bergen und fünf Tage auf dem Wasser brauchte. Das musste gut durchdacht werden, denn die Sachen für das Crossing würde ich tragen müssen. Ich hoffe, ich habe die richtige Auswahl getroffen, aber ich bin zuversichtlich.

Um 15:30 Uhr wurden wir direkt gegenüber vom Supermarkt von unserem Kanuverleiher abgeholt. Der kleine Bus war mit etwa 20 Personen und dem ganzen Gepäck brechend voll. Glücklicherweise dauerte die Fahrt nur zehn Minuten. Wir stiegen aus und stellten unsere Rucksäcke erst einmal in den bereitstehenden Unterstand.

Dann kam die große Besprechung der weiteren Pläne. Ursprünglich wollte ich die Tongariro Crossing mit meinen drei Wanderfreunden machen, doch zeitlich passte es überhaupt nicht. Ich möchte nicht nur die kleine Rundtour machen, sondern einmal komplett um den Berg laufen. Steffie wollte das auch, aber sie plant, zwischendurch per Anhalter zu fahren, um die anderen wieder einzuholen. Das kam für mich nicht in Frage. Ich war bis jetzt alles gelaufen und möchte dies auch weiterhin tun, solange es irgendwie geht.

Also fasste ich einen neuen, besseren Plan: Ich schloss mich Mel und Steve an, zwei Amerikanern. Ich werde mir ein Kanu mit Guido, einem Niederländer, teilen. Die anderen starten am 13. Dezember auf dem Fluss, ich erst am 16. Dezember. Somit habe ich kurzweilige, angenehme Tage und kann vor der Alpinen Crossing im Holiday Park sogar noch einen freien Tag zur Erholung einlegen.

Die Logistik beim Kanuverleih zog sich in die Länge. Es dauerte, bis alle informiert, Gruppen gebildet und registriert, Fragebögen ausgefüllt und alle Zahlungen abgewickelt waren.

Am Abend sollte es noch eine Pizza geben und eine Einweisung in die Verhaltensregeln auf dem Fluss. Dazwischen fand ich gerade noch Zeit, mein Zelt aufzubauen. Ich schaffte es, bevor der Regen erneut einsetzte. Die Einweisung war sehr interessant und in dem Film konnte ich sehen, wie breit der Fluss ist. Der Veranstalter versicherte uns aber, dass er absolut anfängergeeignet sei und ich habe ja meinen „Kapitän“ Guido.

Die Pizza war lecker, aber der zweite Film über den Fluss interessierte mich nicht mehr so sehr. Also zog ich mich zurück und schleppte meine Vorräte ins Zelt. Dort fülle, sortiere und teile ich alles um. Morgen muss ich die Sachen für den Fluss nur noch in die Fässer stecken, meinen Rucksack packen und loslaufen. Wenn ich dann morgen auch noch alle Hütten gebucht habe, bin ich bestimmt ganz entspannt.

Es regnet jetzt leider schon wieder seit Stunden. Ich bin gespannt, wann und ob es aufhört. Für morgen soll es besser werden. Ich hoffe es! Aber ansonsten nehme ich es, wie es kommt. Unter meinem (reparierten) Poncho bleibt meine kleine Wanderwelt weitgehend trocken und so kann auch „schlechtes Wetter“ mir und der guten Laune nichts anhaben.

Die Whanganui Journey - Sitzfleisch und starke Arme statt schwerem Rucksack
Dieses Abenteuer stellt auf dem Te Araroa eine willkommene und einzigartige Abwechslung zum langen Wandern dar, da dieser Abschnitt des Trails nicht gelaufen, sondern gepaddelt wird und zudem einer der neun "Great Walks" Neuseelands ist. Die meisten TA Hiker wählen die 5-Tage-Tour über etwa 145 Kilometer, die von Taumarunui nach Pipiriki führt; eine kürzere 3-Tage-Option von Whakahoro nach Pipiriki über 87 Kilometer ist ebenfalls möglich. 

Auf dieser Kanufahrt paddelt man durch den wunderschönen Whanganui National Park, der einen mit dichten Wäldern, beeindruckenden Schluchten und reichem Maori-Kulturerbe umgibt, da man einem historischen und heiligen Wasserweg folgt. Der Fluss ist grundsätzlich anfängergeeignet und bietet eine Mischung aus ruhigen Abschnitten, in denen man sich einfach treiben lassen kann, sowie einigen aufregenden Stromschnellen (Rapids), die für Spaß und Action sorgen. 
Ein großer Vorteil für alle Wanderer ist, dass der schwere Rucksack nicht getragen werden muss, da die Kanuverleiher die gesamte notwendige Ausrüstung wie Kanus, Paddel, Schwimmwesten und vor allem die lebenswichtigen, wasserdichten Tonnen (Barrels) zur Verfügung stellen, in denen das gesamtes Gepäck und der Proviant sicher verstaut werden. Zu den absoluten Höhepunkten zählt der kurze Fußmarsch zur Bridge to Nowhere, einem faszinierenden Bauwerk mitten im Regenwald. Die Nächte verbringt man auf den dafür vorgesehenen Hütten oder Campingplätzen entlang des Flusses, die unbedingt im Voraus über das Department of Conservation (DOC) gebucht werden müssen. Insgesamt bietet die Whanganui Journey eine herausfordernde, aber sehr lohnende und erholsame Pause vom Tragen des Rucksacks.

04. Dezember 2024 - von Taumarunui nach Owhango

Nach einer sehr regnerischen, stürmischen und teils schlaflosen Nacht wachte ich heute Morgen wieder total früh auf. Der Wind hatte so stark an meinem Zelt gezerrt, dass ich wirklich bangte, ob es standhielt – zum Glück tat es das. Im Camp herrschte frühmorgens noch ziemliche Aufregung, Lärm und Aufbruchstimmung. Ich war ehrlich gesagt froh, als die meisten Wanderer weg waren und endlich Ruhe einkehrte. Durch den starken Wind war mein Zelt fast trocken, was mir eine Last ersparte, auch wenn die Lebensmittelvorräte für die nächsten Tage ziemlich schwer wogen.

Ich nahm mir Zeit zum Packen und Frühstücken und wartete auf Regina. Wir wollten noch einmal kurz ins Städtchen Taumarunui. Meine Wasserflasche hatte wegen der Elektrolyte angefangen zu schimmeln und ich brauchte dringend Ersatz. Außerdem wollte ich eine Nadel besorgen, da meine verbogen war und mein T-Shirt total durchlöchert ist.

Es war nicht ganz einfach, per Anhalter nach Taumarunui zu kommen, da nur wenige Autos unterwegs waren. Schließlich hatten wir aber Glück: Ein Autofahrer nahm uns mit. Ein kleiner Pudel namens Rufus bellte uns fröhlich im Auto an. Nach unseren kurzen Einkäufen ging es zurück. Auch hier war es wieder schwierig, eine Mitfahrgelegenheit zu finden, alle fuhren vorbei. Dann sah ich eine Frau in ihr Auto steigen und fragte sie kurzerhand, ob sie in unsere Richtung fuhr und uns wenigstens beim Kanuverleih absetzen könnte. Sie fuhr zwar nicht dorthin, half uns aber trotzdem aus! Wir hatten schon wieder Glück.

Von dort aus ging es für mich weiter über die Straße, die sich durch die Gegend schlängelte. Es war nicht besonders aufregend, aber ich wusste, dass das bis zum nächsten Camp so bleiben würde.

Ein ruhiger Tag auf der Piste

Meine Anspannung von gestern und der Nacht verschwand nach und nach und ich lief entspannt. Rückblickend war mein geplanter "freier Tag" alles andere als erholsam: Wäsche, Einkauf, die Planung für die nächsten Tage und das Buchen der Hütten hatten mir ziemlich zugesetzt. Heute Morgen hatte ich dann noch einmal versucht, die Hütten zu buchen. Es klappte immer noch nicht, also bat ich meinen Kanu Captain um Hilfe. Die Lösung war denkbar einfach: Ich versuchte es über Firefox – und es funktionierte! Manchmal kann es so simpel sein, aber jetzt musste ich ja nur noch laufen.

Es gab einige ungewöhnliche Dinge am Wegesrand: Erst sah ich eine öffentliche Toilette auf einer Pferdeweide, komplett mit Spülung und Toilettenpapier – schon an sich eine echte Seltenheit – und dann einsam auf einer Weide. Regina traut sich nicht an den Tieren vorbei, aber mir machten sie keine Angst. Direkt gegenüber sprangen Alpakas fröhlich herum. Später liefen neun Truthähne links von mir, die hier wohl nicht sehr beliebt sind und gejagt werden. Noch ungewöhnlicher: Heute begleitete mich sogar ein Strauß ein Stück auf der Weide.

Der Blick zurück auf die Landschaft war atemberaubend: grüne, baumbewachsene Hügel und unten der braune Whanganui River. Die Straße ging in eine Schotterpiste über, was mir viel lieber war. Hier und da standen ganz vereinzelte Häuser und ich frage mich, wie die Menschen hier lebten. Vielleicht vom Honig und Brennholz?

Mit Tino und Regina machte ich noch eine kurze Pause. Dabei bemerkte ich meine Schusseligkeit beim Packen: Ich hatte beide Pakete Wraps im Fass für den Fluss verstaut (Anmerkung: Durch den Einstieg in die Whanganui Flußfahrt erst nach dem Tongariro gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten zum Start der Bootsfahrt. Darum bietet der Veranstalter an, vorgepackte, wasserdichte Tonnen zum Einsetzpunkt zu transportieren). Also gab es Erdnussbutter, Käse und Chips ohne Wrap – auch nicht schlimm!

Je länger ich allein lief, desto mehr nahm ich meine Umgebung wahr: Bienenstöcke vor wunderschönen Hügeln, dazu Schafe und am Hang wilde Ziegen. Die Ziegen können froh sein, dass keine Jäger unterwegs waren, da auch sie hier unbeliebt sind.

Nach gut 10 weiteren Kilometern war ich am Ziel. Die Campsite für heute kam näher und ich dachte: „Es reicht auch für heute!“

Owhango Adventures: wir dürfen hier zelten und den Aufenthaltsraum und das Bad benutzen. Mein Zelt ist schnell aufgebaut und die Dusche danach super – ich wollte gar nicht mehr raus! Das Essen habe ich auch schon gekocht. Zum Glück waren wir nur zu sechst. Es ist angenehm und ruhig.

Nach der kurzen Nacht gestern Abend werde ich heute nicht alt – Gute Nacht aus NZ.